Vergebung
Bewusstsein
Schöpfer oder Opfer?
Sind die Verletzungen noch frisch, fällt es uns vielleicht schwerer, der Person, dem Leben oder den Ereignissen zu verzeihen.
Für mich liegt es darin begründet, weil man noch mitten im Porzess im Annahme-Prozess ist. Denn das gehört zur Verarbeitung dazu. Solange wir noch leugnen, versuchen wir die Realität allein mit bloßer Willenskraft umgestalten. Aber jeder weiß, dass das unmöglich ist.
Mir hilft es in der Zeit immer, wenn ich meinen Standpunkt ändere. Nicht mehr auf der Position des Opfers stehen bleibe. Denn Opfern wird etwas angetan, sie sind anderen ausgeliefert und können nur hoffen, dass man sie jetzt besser behandelt.
Das klingt womöglich hart. Ist es aber eigentlich nicht.
Sobald wir nämlich anerkennen, dass wir unser Leben selbst gestalten, ist das, als würde jemand einen Schleier von unseren Augen nehmen.
Erst beim zweiten Blick erkennt man dann, wie mächtig man selbst ist.
Klar, die andere Person kann Mist bauen und uns mit ihrem Verhalten verletzen, aber wir sind immer in der Lage, unseren Blickwinkel zu verändern und nicht nur zu jammern, sondern uns auch mal zu fragen, wozu das vielleicht gut ist.
Klar, das ist nicht leicht, solange die Wunde noch blutet. Aber mit ein bisschen Übung gelingt es uns immer leichter, nach dem Guten für uns zu suchen. Denn alle Geschehnisse haben das. Auch wenn wir es zunächst nicht glauben. Ich bin fest davon überzeugt, dass es so ist.
Allerdings bedarf es eine gehörige Portion Mut, um das anzuerkennen. Denn wer gibt gern zu, dass man sein Leben bisher als Opfer verbracht hat?
Niemand.
Hier meine Bitte: Werde zum Schöpfer deines Lebens, wenn du es nicht schon bist. Darin liegt so viel Macht und unendlich viel Kraft. Denn das Leben ist niemals gegen dich und wenn du noch einmal das gleiche Problem im anderen Gewand bekommst, ist das vielleicht eine Prüfung, ob du deine letzte Lektion gelernt hast.
Rituale
Ich bin mir also meiner Verletzung bewusst und befinde mich auch nicht mehr in der Opferrolle.
Hurra!
Oder?
Schon, aber jetzt kommt der Teil, bei dem wir beginnen dürfen zu vergeben.
Ich nutze dafür Hoʻoponopono. Das ist ein hawaiianisches Vergebungsritual, das mich zu Beginn meiner Vergebungsreise ziemlich in den Widerstand gezwungen hat. Denn es besteht aus vier Sätzen, die wie folgt heißen:
- Es tut mir leid
- Bitte verzeih mir
- Ich liebe dich
- Danke
Erkennst du den Grund, wieso sich alles in mir sträubte?
Mein erster Gedanke: Wieso sollte ich mich entschuldigen? Ich wurde verletzt!
Darauf folgte direkt: Und entschuldigen muss ich mich schon einmal überhaupt nicht. Ich habe nichts falsch gemacht.
Heute muss ich über die Gedanken lächeln. Mittlerweile habe ich den Sinn hinter den Worten verstanden – nicht nur vom Kopf, auch vom Herzen.
Denn wir entschudligen uns nicht bei der anderen Person. Wir bitten sie auch nicht um Verzeihung.
Vielmehr bei unserer Seele.
Wenn man sich erst einmal auf das Gedankenspiel einlässt, erkennt man die Tiefe dahinter. Daran schließt auch wieder die Frage an: Möchte ich Opfer oder Schöpfer sein?
Ich habe für mich beschlossen, dass ich nicht mehr anderen die Schuld für meinen Schmerz geben möchte. Es ist mein Leben. Ich entscheide, wer mich verletzen darf und wie lang ich an der Verletzung festhalte. Damit hole ich mir die Macht zurück.
Heute setze ich mich auf mein Meditationskissen, schließe die Augen und vollziehe das Ritual mit einem leichteren Herzen. Denn ich möchte mein Dasein auf Erden nicht in Groll verbringen. Aber das bedeutet eben auch, dass ich Grenzen setze und mich von manchen Menschen distanziere, die mich verletzen. Niemals leichtfertig und auch nicht, weil ich nicht wirklich verzeihe.
Ich tue das aus Liebe. Liebe für mir selbst.
Was könnte es schöneres geben?
Hast du eine andere Methode oder findest du es übertrieben, anderen zu vergeben? Schreib mir gern deine Gedanken zu meinem Blogbeitrag.
Könntest du all die Taten vergeben, die Alaya in "Die Einsamkeit der Wölfin" angetan wurden?