Mein Weg zur Spiritualität
Meiner Meinung nach sind wir alle spirituelle Wesen. Die einen Menschen sind sich darüber bewusst, die anderen nicht. Aber ich denke auch, dass es immer eine Definitionssache ist. Was bedeutet für dich Spiritualität?
»Ich bestelle mir meinen Mann der Träume«
Mit sechzehn Jahren ist der Herzschmerz oftmals vorprogrammiert. Man verliebt sich, oft und leicht. Man probiert sich aus. Man findet heraus, was einem gefällt und dass man anders sein darf. Rückbetrachtend war es eine aufregende Zeit, auch wenn ich mir heute wünsche, ich wäre mutiger gewesen. Mutig genug, auch damals schon gegen den Strom zu schwimmen, um zu mir zu stehen. Vermutlich ist das der Prozess des Lebens.
Darum geht es jetzt aber gar nicht. Ich wollte dir erzählen, wie ich meinen Mann »bestellt« habe. Zu diesem Zeitpunkt war ich heranwachsend, sechzehn oder siebzehn Jahre jung.
Ich weiß gar nicht mehr, von wem ich es aufschnappte, nur wusste ich, dass ich mir die ganzen Eigenschaften meines Traummannes aufschreiben sollte. Also Charakteristika, die ich mochte und mag. Wirklich, ich überlegte angestrengt, was für mich von Bedeutung war. Tage, wenn nicht sogar Wochen. Ich schrieb viele Punkte auf. Einigen Themengebieten schenkte ich allerdings auch keinerlei Beachtung, weil sie damals nicht in mein Leben passten.
Diesen Zettel verbrannte ich in der Einfahrt des Mehrfamilienhauses, in dem wir zu dieser Zeit wohnten. Hätte das meine Mutter gesehen, hätte ich vermutlich Ärger bekommen. Zündelnde Jugendliche sieht man bekanntlich nicht gerne.
Irgendwann machte ich mir keine Gedanken mehr über dieses unbedeutende Stück Papier, vergaß ihn und auch das, was ich darauf geschrieben hatte.
Erst als ich mit meinem heutigen Ehemann zusammenkam, erinnerte mich sein Charakter wieder an die Punkte auf der Liste. Überraschenderweise waren alle Wünsche erfüllt. Bei den Eigenschaften, die ich entweder für selbstverständlich erachtet hatte oder die mir zu dem damaligen Zeitpunkt nicht wichtig erschienen, sind unsere Reibungspunkte. Lustig, oder?
Jetzt kann man darüber streiten, ob ich mir meinen Traummann beim Universum bestellt oder ob ich mir einfach Gedanken über den Charakter gemacht habe, den ich Jahre später dann weiterhin im Hinterkopf hatte und jeden potenziellen Traummann damit abglich.
Ich bin aber davon überzeugt, dass ich mir meinen Mann manifestiert habe. Er ist die Liebe meines Lebens, wir wachsen zusammen und blicken auch nach über zwanzig Jahren noch immer in die gleiche Richtung.
Hoffnung in dunklen Zeiten
In dunklen Zeiten braucht es bekanntlich nur einen Funken, der alles wieder erhellt.
Im Corona-Jahr 2020 erkrankte mein Vater schwer. So sehr, dass er auf diversen – sowieso überfüllten – Intensivstationen betreut werden musste. Tiefschwarze Wochen für meine Familie und mich, in denen wir Abschied nahmen.
Heute sehe ich ein Geschenk in der Zeit für mich – so schlimm, wie es sich jetzt anhört. Denn diese prägenden Erlebnisse und die bedrückenden Gefühle gaben mir den Anstoß, mich neu zu finden. Eines muss man dabei wissen. Sobald ich die Augen aufschlage, habe ich in der Regel gute Laune, freue mich auf den Tag und könnte ohne Unterlass quatschen. Es fühlt sich an, als wären meine Batterien über Nacht für den kommenden Tag geladen.
Doch nachdem mein Vater wieder auf die normale Station verlegt worden war, war kein Funke Freude in mir. Ich hatte sie verloren und mich kannte ich sowieso nicht mehr. Die Tage wurden dunkler, mein Gemüt auch.
Ich sagte meiner Freundin, dass ich mich nicht so kennen würde und dass ich mir selbst fremd geworden sei. In dieser Zeit sprachen wir viel, tauschten uns aus. Und dann machte sie mir ein Geschenk, dessen Tragweite ich erst später erfasste. Sie leitete mir einen Podcast weiter.
Das war der Podcast »happy, holy & confident« von und mit Laura Malina Seiler. Kennst du ihn?
Seitdem höre ich beinahe jede Podcastfolge, habe inzwischen sogar die RUSU (die Rise Up an Shine University) aus ihrem Programm absolviert. In diesem Kursprogramm beschäftigt man sich sehr intensiv mit sich, seinen Werten und Zielen. Aber auch mit der eigenen Vergangenheit und mit seinen Träumen (Wann hast du dir zum letzten Mal erlaubt, groß zu träumen?). Das war ein Schlüssel. Denn auch nach beinahe vier Jahren finde ich immer mehr zu mir. Für mich hat sich seither alles verändert. Ich bin sensibler, lausche feinfühliger auf die leise Stimme in mir und folge meiner Intuition.
Für mich hat sich eine neue Welt offenbart. Eine, in der ich mutiger bin als jemals zuvor. Obwohl ich es niemals als mutig empfunden haben, mit meinem inneren Kind zu arbeiten und die traumatischen Erlebnisse in meiner Vergangenheit genauer unter die Lupe zu nehmen. Es ist doch sowieso ein Teil von mir. Ob ich ihn nun anschaue oder ignoriere. Aber ich gehöre zu der Sorte Mensch, die lieber früher als spät zum Arzt geht, weil ich wissen möchte, was los ist. Du auch?
Auf jeden Fall habe ich gelernt – und lerne es weiterhin –, liebevoller mit mir umzugehen und meine Schwächen anzunehmen. Denn wir sind alle nur Menschen, niemand ist perfekt. Was sich wie ein profaner Kalenderspruch anhört, beinhaltet so viel Wahrheit und Wachstum.
Aber ich bin auch noch nicht am Ziel. Wobei ich sowieso davon überzeugt bin, dass in der Spiritualität das Ziel immer das Leben an sich ist. Die Freude, die Ruhe und die Weiterentwicklung.
Alles ist im Fluss – Panta rhei.
Still ist nur der Tod.
Was mache ich heute?
Die RUSU ist mein Werkzeugkoffer, mit dem ich nach und nach immer tiefer in meine eigene Welt abtauche. Furchtlos richte ich die Stirnlampe und tauche in mir in die dunkelsten Momente zurück, nehme mein inneres Kind in den Arm und weine gemeinsam mit ihm.
Jede freie Minute höre ich mir positive Affirmationen und Afformationen an, mit denen ich mein Gehirn schule, anders zu denken.
Morgens meditiere ich, schreibe in mein Journal und notiere mir fünf Erfolge, die ich am Vortag hatte.
Ist es leicht? Nicht unbedingt. Manchmal würde ich es auch lieber nicht machen, meine Zeit vermeidlich sinnvoller nutzen. Nur ist das eine kurzfristige Denke. Denn wenn ich damit über einen längeren Zeitraum aufhöre, tut mir das einfach nicht gut.
Hast du Rituale, die dich immer wieder in dein Wohlfühl-Zentrum bringen?
Wie du weißt, bin ich kein Arzt oder Therapeut. Ich bin ein Mensch, eine sensible Frau, die nach ihrem Glück strebt. Mein Weg muss nicht allen gefallen, nicht jeder muss ihn verstehen. Mir reicht es, dass mir mein »beim Universum bestellter Traummann« zuhört und zusammen mit mir die Reise zu unserer Erfüllung geht.
Bist du schon angekommen? Lebst du das Leben, das du schon immer wolltest oder suchst du auch noch?
Wenn du bereits am Ziel bist, verrate mir unbedingt deine Tipps. Ich liebe es, mich darüber auszutauschen.
Vergebung ist wohl eines der Themen, die uns oft jahrelang begleiten. Welche Rituale ich nutze ...
Steht damit nicht auch im Zusammenhang, wie man mit Zurückweisungen umgeht? So gehe ich vor.