Sophia Beli
Autorin

Fehler sind Helfer

Jedem im Leben ist es wohl schon das eine oder andere Mal passiert: Man hat Mist gebaut. Entweder ist es uns gleich in dem Moment der »Tat« bewusst geworden oder auch erst später, wenn man die Situation noch einmal in Ruhe durchgehen konnte. Es kam sicherlich auch vor, dass jemand dich durch Taten oder Worte verletzt hat.

Fehler und ihre Bedeutung

Wenn man sich bewusst macht, dass wir zur Rasse der Menschen gehören, sind Fehlentscheidungen im Alltag normal. Obwohl wir Perfektion in die Arbeit, in jedes Hobby oder in unsere täglichen Erledigungen legen möchten und wir immer von unserer eigenen Unfehlbarkeit ausgehen, passieren sie dennoch.

Fehler.

Aber wenn man seinen Standpunkt verändert und akzeptiert, dass perfekte Unperfektion zum Leben gehört, damit wir lernen können, sind sie dann wirklich so schlecht, wie man zunächst annimmt?

In letzter Zeit lese ich oft: »Fehler sind Helfer, nur anders geschrieben.«

Wow, oder? Denn wenn man darüber nachdenkt, steckt hinter diesen Satz so viel Wahrheit. Fehler unterstützen uns darin, besser zu werden – wenn wir diese achtsam reflektieren und mutig eine Veränderung anstreben. Aber falls wir jammern und uns fragen, wieso uns dieses oder jenes passiert, haben wir nicht den Mut, auf unsere Schwachpunkte zu schauen. Meistens geraten wir dann immer und immer wieder in ähnliche Situationen.

Glaubt mir, ich habe es jetzt oft genug durchgemacht. Als würde mich das Leben anschauen und fragen: »Ernsthaft, du hast es immer noch nicht verstanden?«

Aber um hinter die Bedeutung und den wirklichen Hinweis zu schauen, musste ich mich erst einmal lange Zeit mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigen.

Erst nach zahlreichen Coachings und Bücher zu diesem Thema habe ich begriffen, dass unsere Fehler nichts mit dem Außen zu tun haben. Sondern (leider) immer mit unseren inneren Dämonen, die wir mit Hilfe unserer Erfahrungen und deren Bewertungen füttern (anhand von Glaubenssätzen).

Fehler, die wir machen, führen automatisch zum nächsten Punkt.

Um Vergebung bitten

Es gibt wohl kaum ein schlimmere Gefühle als Schuld und die damit verbundene Scham. Oder denkst du darüber anders?

Sicherlich kennst du die Schwere, die auf deinen Schultern liegt, weil sie dir sagt, dass du Mist gebaut hast. Und auch jeder weiß, wie sich die Nervosität anfühlt, wenn man kurz davor steht, jemanden um Verzeihung zu bitten.

Bei der Kindererziehung ist das ein wichtiger Punkt. Wir bringen unserem Nachwuchs bei, sich zu entschuldigen, sobald sie etwas Falsches gemacht haben.

Dabei vergessen wir nur allzu oft, dass auch wir Mist bauen, weil wir Menschen sind. Auch wir sollten einfach mal sagen »Bitte entschuldige, das war falsch / ich habe es missverstanden / das hätte ich nicht sagen sollen«. Erst recht bei unseren Kindern.

Was manche Erwachsenen als Eingeständnis von Schwäche empfinden (wir dürfen uns ja niemals vor unseren Kleinsten schwach zeigen. Was sollten sie dann von uns denken. Sie würden den Respekt verlieren. *seufz*), sehe ich als Notwendigkeit an. Denn wie sollen wir unsere Kinder zu sozial kompatiblen Wesen erziehen, wenn wir ihnen vorleben, wie es nicht funktioniert? Wenn wir versagen, weil wir nicht zu unseren Fehlern stehen und vorgeben, perfekt zu sein.

Eines vergisst man dabei nämlich nur zu gern: Kinder wittern Lügen. Sie enttarnen eine Farce viel zu häufig an Hand von Mimik und Gesten, rein aus der Intuition. Wir, die Erwachsenen sind es, die sie dazu bringen, diese Lüge als Wahrheit zu akzeptieren, weil wir sie irgendwann selbst glauben.

Aber gut, dieser Beitrag sollte sich nicht um das Thema Kindererziehung drehen, sondern um Vergebung.

Ja, ich weiß, wie schwer es ist, die ernsthaft gemeinten Worte auszusprechen, unsere Mitmenschen nochmals auf unsere Fehler hinzuweisen und womöglich die Verletzung zu erkennen, die man der anderen Person zugefügt hat. Nur gehört das zum Wachstum dazu, nicht wahr?

Ebenso wie das Gefühl der Scham, die sich meistens mit dem Erkenntnis der Schuld in uns eingenistet hat. Weil wir die Person sind, die Schmerzen im anderen Menschen ausgelöst hat. Wir haben Mist gebaut und das Wissen ist niemals leicht zu ertragen.

Aber wir dürfen daraus lernen und in der nächsten Situation, die ganz ähnlich ist, werden wir vielleicht etwas umsichtiger handeln und das Wohlbefinden unseres Gegenübers beachten, ohne uns selbst zu vergessen.

Vergebung von Taten

Aber wie reagieren wir, wenn uns jemand verletzt? Falls unsere beste Freundin etwas tut, das uns zum Weinen bringt? Oder wenn uns in unserer Vergangenheit etwas geschehen ist, weshalb wir die Narben bis heute mit uns herumtragen, als wären die Verletzungen ganz frisch.

Dabei rede ich nicht von körperlichen Übergriffen oder Tragödien wie Kriege oder ähnliches. Hier meine ich die alltäglichen Wunden, die uns allen in unserm Leben widerfahren.

Meine sind entstanden, da ich bestimmte Dinge geschlussfolgert habe. Wie ich in diesem Blog-Beitrag beschrieben habe, hat mich eine Lehrerin in der Oberstufe sehr verletzt, weil sie mein Vorlese-Talent (oder eben das Ausbleiben eines solchen) ziemlich heftig kritisierte – zumindest fasste ich es damals so auf.

Das Erlebnis hat mich so schwer geprägt, dass ich es bis jetzt vermeide, vor anderen Menschen zu treten, um einen Vortrag zu halten, geschweige denn etwas vorzulesen.

Mittlerweile weiß ich, dass Vergebung nicht für den anderen ist. In dem oben genannten Beispiel bedeutet das nicht, dass ich der Lehrerin vergebe, damit sie frei von ihrer Schuld ist. Meiner Meinung nach hat sie hier vielleicht menschlich reagiert, aber nicht besonders pädagogischwertvoll, sonst hätte sie mir Hilfestellung angeboten und mich nicht vor der Klasse noch nieder gemacht. Denn mal ehrlich: Ich wusste, dass ich schlecht lesen konnte.

Aber nun gut. Da wir bisher nicht in der Lage sind, die Vergangenheit zu ändern, bedeutet das, dass ich entweder mit dem Gram über den Vorfall leben muss oder eben besagter Lehrerin vergeben kann.

Da ich eher zu den Menschen gehöre, die vor lauter Freude tanzend durch die Straßen laufe, habe ich mich für die Vergebung entschieden.

Aber wie vergibt man? Also so richtig wirklich und wahrhaftig ...

Was verbindest du mit Vergebung und was bedeutet sie für dich? Und auf welchen Werkzeug-Koffer greifst du dabei zurück? 

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In diesem Buch begleitest du Sam dabei, sich eine Entscheidung zu vergeben, die ihre Zukunft drastisch verändert. Ob die Auswirkungen gut oder schlecht sind, musst du selbst entscheiden ...

Die Wandlung des Adlers


Meine Vergebungsrituale findest du hier ...

Vergebung